Inclusives Flipped Learning mit ivi-Education

ivi-Education ist ein inklusives Unterrichtskonzept, das individualisiertes Lernen in heterogenen Lerngruppen ermöglicht. Dabei werden analoge und digitale Materialien gleichberechtigt genutzt, um möglichst effektives und nachhaltiges Lernen zu ermöglichen.

TeacherMarcus von Amsberg

LanguageGerman

CountryGermanyno-country

School levelSecondary school

WHAT DID YOU DO?

Die Idee zu Ivi-Education entstand vor ca. 9 Jahren. Damals unterrichtete ich in einer Förderschule in Schwarzenbek und betreute eine Klasse, in der sich Schüler und Schülerinnen (SuS) der Klassenstufe 3 bis 9 befanden. Alle SuS hatten einen Förderbedarf im Bereich Lernen und/oder der sozial-emotionalen Entwicklung. Ein Unterricht, in dem alle SuS an einem Thema arbeiten, war völlig unmöglich.
Deshalb begann ich für die Fächer Deutsch und Mathematik Materialkisten zu verschiedenen Themen zu erstellen. Diese füllte ich mit Arbeitsblättern und einer Vielzahl von Freiarbeitsmaterialien. Für jede „Themenkiste“ habe ich Leistungsüberprüfungen erstellt, die die SuS bearbeiten konnten, wenn sie sich sicher in einem Themengebiet fühlten. Innerhalb von 2 Jahren habe ich so ungefähr 50 Kisten erstellt, die sich heute noch auf dem Dachboden meines Hauses befinden.
Wie sah dann der Unterricht aus?
Jeder SuS bekam zu Beginn der Woche einen individuellen Wochenplan und konnte sich dann selbständig bzw. mit einem Partner und meiner Hilfe „durch die Kisten arbeiten“. Wenn eine Leistungsüberprüfung bestanden wurde, ging die Arbeit mit einer neuen Lernkiste weiter.
Das funktionierte insgesamt sehr gut. Problematisch war allerdings, dass die SuS immer wieder einen Input von mir brauchten, um in die Arbeit zu einem Thema einsteigen zu können. Input mithilfe eines Arbeitsblattes funktionierte nicht gut, deshalb war ich ständig unterwegs, um SuS „Starthilfe“ zu geben.
Ich hatte dann die Idee, Lernvideos zu den einzelnen Themen zu erstellen, fand aber damals keine technischen Möglichkeiten dies umzusetzen.
Erst nach dem Wechsel an die Julius-Leber-Schule vor knapp 5 Jahren und dem technischen Fortschritt, habe ich die Idee von Lernvideos wieder verfolgt. In Zusammenarbeit mit einem Kollegen habe ich Lernvideos mit einer Computersoftware erstellt und mich in die Erstellung einer Webseite eingearbeitet, um die Lernvideos für SuS immer verfügbar zu machen. Nach und nach sind daraus Ideen für Unterrichtskonzepte entstanden.
Die Verdichtung dieser Konzepte führte schließlich zum meinem jetzigen Unterrichtskonzept Ivi-Education. Dies steht für individuelle, visualisierte und inklusive Bildung. Im Mittelpunkt stehen Lernvideos, die Lerninhalte für Schüler und Schülerinnen (SuS) auf unterschiedlichen Niveaus anschaulich machen sollen.
Diese Videos sind für Lehrer, Schüler und Eltern jederzeit und überall mit Internetzugang abrufbar. Sie laufen plattformunabhängig auf jedem Computer, Smartphone oder Tablet. Neben mir erstellen Arne Sorgenfrei und Kai Wörner ebenfalls Lernvideos für Ivi-Education. Außerdem habe ich Sebastian Stoll mit seinem Konzept „180Grad-Flip“ für eine Kooperation gewinnen können, so dass ich seine Lernvideos für Mathematik auf meiner Webseite eingebunden habe. Die Lernvideos stellen wir auf ivi-education.de zur Verfügung. In meinen schon erwähnten Materialkisten (Förderschule Schwarzenbek) hatte ich unterschiedliche Arbeitsblätter aus verschiedenen Quellen. Mittlerweile erstellen wir genau zu den Lernvideos passende Arbeitsblätter, die alle ein einheitliches Layout haben. Der Aufbau von Ivi-ABs
ist hier genauer beschrieben.
Mithilfe von QR-Codes auf den Arbeitsblättern gelangen die SuS mit einem Klick zu den passenden Lernvideos. QR-Codes auf den Arbeitsblättern führen außerdem zu LernApps, mit denen SuS ihr Wissen festigen können. Auch Hilfestellungen zu einzelnen Aufgaben werden mithilfe von QR-Codes realisiert. Für die Nutzung dieser Hilfestellungen ist kein Internetzugang notwendig. Schüler können einfach einen kostenfreien QR-Code-Scanner auf ihrem Smartphone nutzen, um sich die Hilfe anzeigen zu lassen. Somit sind keine unterschiedlichen Arbeitsblätter nötig, um SuS auf unterschiedlichen Niveaus gerecht zu werden.

HOW DID YOU DO IT?

Die Umsetzung von Ivi-Education ist sehr vielfältig und kann den technischen Gegebenheiten der jeweiligen Schule bzw. den didaktischen Vorstellungen der unterrichtenden Lehrkraft angepasst werden.
In unserem derzeitigen Unterricht in einer großen Hamburger Stadtteilschule nutzen wir Ivi-Education häufig mit der Methode des Flipped Classroom bzw. des In-Flipped Classroom. Um den Unterricht vom Input zu entlasten und jedem SuS ausreichend Zeit zu geben, sich mit den Lerninhalten vertraut zu machen, bekommen die SuS häufig die Hausaufgabe, ein Lernvideo zu schauen und sich Notizen zum Video zu machen bzw. eine eigene Zusammenfassung zu schreiben. Dafür haben wir Arbeitsblätter entwickelt, die die SuS nutzen können.
Zu Beginn der nächsten Unterrichtsstunde kontrollieren wir die Arbeitsblätter und fragen die Inhalte ab. Da wir in unseren Klassen Tablets zur Verfügung haben, geschieht dies häufig mit einem Socrative-Test. Die Tests liegen aber auch in analoger Form vor.
Im Unterricht arbeiten die SuS dann mit ihren Arbeitsblättern oder an kreativen und kollaborativen Aufgabenstellung, die die Anwendung des erworbenen Grundlagenwissens erfordern. Die SuS arbeiten dabei je nach Vorlieben alleine, mit einen Partner oder in Kleingruppen. Sie müssen sich dabei gegenseitig helfen, insbesondere, wenn einzelne SuS das Lernvideo nicht geschaut bzw. die Lerninhalte noch nicht ausreichend verstanden haben. Als Lehrer haben wir in diesem Lernsetting viel Zeit, um insbesondere SuS mit Föderbedarf in ihren Bemühungen zu unterstützen oder Schülern und Schülerinnen gezielt Lernimpulse zu geben.
Insbesondere in Kursen, die wir nur einmal in der Woche haben, kommt eher die Methode des In-Flipped-Classrooms zum Einsatz. Dann haben die SuS die Möglichkeit sich die Lernvideos auf den schuleigenen Tablets anzuschauen. Ansonsten ist das Lernsetting ähnlich. Da der Input nicht aus dem Unterricht ausgelagert wird, bleibt bei dieser Methode etwas weniger Raum für Anwendungsaufgaben und kreative Aufgabenstellungen.
Viele Lehrer an unserer Schule nutzen Elemente aus Ivi-Education. Es gibt Kollegen, die anstelle ihres Lehrervortrags ein Ivi-Lernvideo einsetzen, dieses immer wieder stoppen und einzelne Aspekte betonen bzw. von SuS erläutern lassen.
Andere Kollegen setzen sehr gerne Ivi-Arbeitsblätter ein und erlauben SuS, Lernvideos und LernApps auf eigenen Devices im Unterricht zu schauen. Zum Stundeneinstieg oder Abschluss setzen Kollegen gerne Ivi-LernApps ein, um Wissen abzufragen oder zu festigen. Nahezu alle Kollegen, die Arbeitsmaterialien einsetzen, empfehlen SuS und Eltern die Lernvideos zu Hause zur Festigung oder zur Vorbereitung auf Klausuren und Prüfungen zu schauen.

Hier finden Sie einen Artikel, in dem ich beschrieben habe, wie ich die Unterrichtseinheit "Kurzgeschichten" mit einem Ivi-Arbeitsheft und der Methode "Flipped Classroom" gestaltet habe.

WHY WERE TABLETS USED/WAS IT BENEFICIAL?

iPads setze ich im Unterricht schwerpunktmäßig für kreative Aufgabenstellungen ein. Schüler erstellen z.B. selber Erklärvideos, Quizzes, ebooks usw. Schüler arbeiten kollaborativ über Etherpads und mit GoogleDocs. Natürlich können sie damit auch alle Ivi-Elemente (Lernvideos, Apps, Snacks, Hilfestellungen usw.) nutzen.
Mit den iPads können die Schüler kreative Aufgabenformate bearbeiten, die in einem analogen Unterricht kaum oder nur mit einem sehr großen Arbeitsaufwand umzusetzen wären. Schülerergbnisse kann ich mit meinem LehreriPad bequem einsammeln, korrigieren und individuelles Feedback gehen. Schülerprodukte sind für Schüler viel besser überarbeitbar. Analoge Texte lassen sich z.B. nur schwer überarbeiten.
Unter folgendem Link finden Sie einige konkrete Arbeitsmaterialien von ivi-education:
  • Schüler erstellen kollaborativ ebook zu Kommaregeln
  • Referat erstellen
  • Erklärvideo erstellen
  • Fragen mit Etherpad sammeln
  • Quizlet zum Üben nutzen

Weiters können Sie sich auf der Website von ivi-education konkrete digitale Schülerprodukte anschauen, die in meinem Unterricht entstanden sind.

HOW DID IT SUPPORT INCLUSIVE TEACHING?

Durch die permanente Verfügbarkeit aller medialen Inhalte können diese beliebig wiederholt werden. Außerdem können die Lernenden das Tempo selber bestimmen, stoppen und bestimmte Stellen im Video erneut schauen. Der einheitliche Aufbau der Lernvideos und die hohe Anschaulichkeit helfen beim Verstehen und der Fokussierung auf den Lerngegenstand.
Alle Arbeitsblätter sind optisch gleich aufgebaut und enthalten Aufgaben auf grundlegenden sowie erweiterten Niveaustufen. Hilfestellungen, die über einen QR-Code eingebunden sind, können Denkanstöße liefern. Auf dem Arbeitsblatt „Brudermord im Altwasser“ befindet sich ein QR-Code, der zur Vertonung der Geschichte führt. Hier konnten Schülerinnen und Schüler mit Leseschwierigkeiten die Kurzgeschichte bereits zu Hause anhören bzw. als Unterstützung beim Lesen verwenden.
Hier ein paar inklusive Praxisbeispiele:
Back to success stories